Artikel in der NWZ vom 11.08.2014
Artikel in der NWZ vom 11. August 2014
Oldenburgerin mutig in Sierra Leone im Einsatz
Gisela Bednarek lässt ihre Klinik in Westafrika nicht im Stich: Seit drei Wochen ist die Oldenburgerin vor Ort.
Gisela Bednarek lässt ihre Klinik in Westafrika nicht im Stich: Seit drei Wochen ist die Oldenburgerin vor Ort.
Oldenburg/Sierra Leone Auch wenn das Ebola-Virus in Sierra Leone mit tödlicher Wucht viele Opfer fordert, so würde die Oldenburgerin Gisela Bednarek „ihre“ Klinik in Bo und die Menschen dort niemals im Stich lassen. Seit drei Wochen ist sie wieder in Westafrika und beobachtet, wie die Behörden in Sierra Leone mit der Bekämpfung dieser Seuche heillos überfordert sind.
Es fehlt nicht nur an Medikamenten, Desinfektionsmitteln, Schutzkleidung und Geld an den richtigen Stellen, sondern es grassieren ihren Worten zufolge auch Mythen, die die Menschen ängstigen. Dazu zähle etwa, dass alle Kranken eine Todesspritze erhalten, damit man ihnen die Organe entnehmen könne, berichtet Gisela Bednarek. Daher würden sich viele Kranke lieber verstecken und weiter zur Ausbreitung der Seuche beitragen.
Oldenburger unterstützen die 50-Betten-Klinik
Gisela Bednarek gründete den Verein Hilfe direkt für Sierra Leone in den neunziger Jahren und sammelte unermüdlich mit Unterstützern Sachspenden und Geld. So wurden u.a. eine Schule und die Klinik in Bo, einer Stadt mit 174 000 Einwohnern, eröffnet. Gisela Bednarek wurde für ihr Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.
Alle Oldenburger Kliniken halfen und sammelten in 2011 während einer Kampagne mehr als 100 000 Euro. Sportler organisierten Läufe für Bo, andere kochten, musizierten oder massierten. Mediziner, Pflegekräfte und Handwerker sind regelmäßig dort, um zu helfen. 50 Betten gibt es in der Klinik, die im November 2011 eröffnet worden war. „Gilas Clinic“ hat 50 Betten. Viele Frauen nehmen weite Wege in Kauf, um dort zu entbinden.
Weitere Hilfe ist willkommen. Info unter Bednarek@hilfe-direkt.info. P @ Mehr dazu www.hilfe-direkt.info.
Auch die Gila-Clinic musste einen an Ebola erkrankten Mann abweisen und zum Regierungskrankenhaus in die Quaratäne-Station schicken. Er sei unterwegs gestorben. Der Tote sei dann in einer Ruine unweit des Hospitals abgelegt worden. Tagelang habe sich niemand darum gekümmert, nichts sei desinfiziert worden.
Das nach Gisela Bednarek benannte Hospital in der 174000-Einwohner-Stadt-Bo hat sich ein Schutzprogramm verordnet. „Wir wollten das Krankenhaus zunächst vorübergehend schließen“, schreibt Gisela Bednarek. Dann habe sie sich mit dem Verwalter Musa Bainda, den auch viele Oldenburger kennen, beraten. Beide wogen ab zwischen der Hilfe, die die Menschen brauchen, und der Gefahr.
Schließlich habe das gesamte Klinik-Personal sich dafür entschieden, weiterzumachen. „Davor habe ich großen Respekt“, erklärt die Oldenburger Helferin. Zumal in der Hauptstadt Freetown einige Krankenhäuser und in Bo drei Krankenstationen nicht mehr aktiv seien.
Und so hat sich „Gilas Clinic“ in Bo seit Donnerstagabend noch einmal verschärfte Richtlinien gegeben. „Nach 18 Uhr, mit Beginn der Dunkelheit, werden keine Patienten mehr angenommen, außer fieberlose Schwangere.“ Vor dem Betreten des Krankenhauses wird bei Besuchern und möglichen Patienten Fieber gemessen, da Ebola-Erkrankte zunächst ähnliche Symptome zeigen wie Grippe- oder Malaria-Patienten. „Wer Fieber hat, darf das Krankenhaus nicht betreten.“
Grundsätzlich alle Besucher müssen sich die Hände desinfizieren“, erklärt sie, die bereits selbst von Moskitos zerstochen ist. Bei 29 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit schließen sich Wunden nicht so schnell.
Wie lange das Desinfektionsmittel überhaupt noch reicht, weiß Gisela Bednarek nicht. „Wir bekommen hier nicht einmal mehr Chlorine und Schutzkleidung“, bedauert sie. Seit Monaten waren Musa Bainda und sie immer wieder bei der deutschen Botschaft und haben um Hilfe gebeten. „Vergeblich. Aber jetzt sollen wir in einem Stapel ganz oben liegen.“ Kanada habe nun kostenlos Desinfektionsmittel und Schutzkleidung angeboten. „Aber uns fehlt das Geld für den Transport.“
Würde man Gisela Bednarek fragen, wäre sie dagegen, jetzt so viel Geld in das Land zu überweisen. „Wer weiß, wo das bleibt“, mutmaßt sie mit Blick auf Korruption. „Sachspenden wären viel hilfreicher.“
Wie lange Geld und Medikamente für das Hospital noch reichen, weiß sie nicht. „Durch die Ebola-Situation brauchen wir auch immer mehr Geld.